Gabi Dewald, Stille Erde 2007

Man sagt, die Erde singe. Ganz tief im Innern kann man ihr Geräusche ablauschen. Die Erde tönt: Ihr Schmelzen und Erstarren, das Reiben ihrer Platten, das Schieben der magmatischen Massen, ihr Drehen um sich selbst.

Die Erde gebiert und erneuert sich selbst und je weiter ihre glühende Schmelze nach oben dringt, je kühler, je stiller wird sie. Ihre Oberfläche schließlich, wie wir sie sehen, scheint lautlose Krume, stummer Stein, gleichförmiger Sand, unförmiger Lehm.

 

Doch hat auch diese Erde eine Sprache. Weit ab vom Drama des feurigen Kerns spricht sie weiter durch ihre Farbe und Textur, Porosität oder Geschlossenheit, Lockerheit im Gefüge oder scheinbar undurchdringliche Massivität. Von ihrem Werden, von ihrem Weg nach oben, von ihrer Geschichte.

 

Die Schönheit dieser Sprache, in all ihrer Unaufdringlichkeit, ja oftmals Unscheinbarkeit, diese leise Poesie, gestützt durch die unvorstellbare Zeit ihrer Entstehung ist es, was Renate Balda sieht und was sie für uns sichtbar macht. Sie schildert die Erde, wie sie sie alltäglich erlebt. Unspektakulär wie der frisch umbrochene Ackerboden, der trockene Feldweg, das graukieselige Flussbett sind ihre Bilder, sind ihre Plastiken und Geschirre. Dazu verwendet sie Erde in ihrer plastischen Form, aber auch entmaterialisiert, bis sie nur noch als Farbe auftritt.

 

Nimmt sie für ihre Malereien und Zylinder erdige Farbpulver und verschiedenfarbige Tone, so dulden ihre schlichten, großzügigen Gefäße nur einen dünnen mattweißen Glasurüberzug, durch den die grobe, gebrannte Masse sichtbar bleibt. Der Zauber der mit dem Untergrund verbundenen Oberfläche führt uns zurück ins Innere. Die Zweisprache die man mit diesen Dinge halten kann, ist der Dialog mit dem Wesen der Dinge, mit dem Inneren des Selbst.

 

Gabi Dewald Lorsch, im Februar 2007