Die Sehnsucht war vorher da

Die Sehnsucht war vorher da. Ein diffuses, unbenanntes, unbesprochenes Drängen nach, Hingezogensein zu bestimmten Sachverhalten. Seit Herbst 2002 starke Affinität zum Licht, zur Lichtwirkung von Farbe.

Erste Wachsfarbarbeiten entstehen, ab 2003 Farblithografien, wo im Übereinanderdrucken von grundfarbigen Ölschichten wunderbare Lichtwirkungen erzielt werden. Ab Herbst 2004 sind die ersten Acrylarbeiten auf Leinwand möglich, wo wieder die hauchdünn übereinanderliegenden Farbschichten die Farbqualität prägen. Wie auch bei den Erdpastellen und Enkaustiken geht es darum, den Realitäten der Farbmaterie Raum zu geben. Aber die Farbmaterie ist jetzt so durchscheinend als möglich, Licht, Farbe, in Abhängigkeit.

 

Nach 20 Jahren Arbeit mit Erden jetzt -Licht-

 

Materie verhält sich so, wie sie ihrer Natur nach muss. Minimale Materialwirkungen in der Summe wahrnehmen. Farbmaterie soll sich selbst organisieren, dass sie etwas von ihrer Natur preisgibt. Es ist nötig, als Künstler etwas beiseite zu treten, vom eigenen Wollen, der Egopräsenz etwas abzugeben und damit den Wirkungszusammenhängen der Farbmaterie Raum zu geben.

 

Matthias Bleyl schreibt in einem Artikel über radikale Malerei im Kunstforum Bd. 88 auf Seite 159 „ Sich auf die Suche nach dem Wesen der Farbe machen heißt, sich nicht nur ihrer bedienen, sondern, sich ebenso in ihren Dienst zu stellen…“

 

Ab einem bestimmten Fortschritt im Werkprozeß tritt dieses Wollen der Farbe sehr stark hervor als Möglichkeit, eine bestimmte Farbqualität zu erreichen. Gleichwohl geht es nicht um „Effekte“ obwohl ich mit minimalen Materialwirkungen arbeite. Es ist eine Gratwanderung. Man darf diese Schönheiten nicht instrumentalisieren, sondern um ihrer selbst willen sein lassen. Cage nennt das den „presentational character“ von Kunst. Klänge um ihrer selbst willen, Farbe um ihrer selbst willen.

 

Eine solche Arbeit will nicht wirken, sondern sein. In diesem Sein ist sie ablesbar in allem was ist. Alles hat Präsenz.

 

Rilke sagt das poetisch in der Zeile: „die Dinge singen hör ich so gern“

 

Renate Balda 2005